Pflegediagnose ist ein zentraler Bestandteil des Pflegeprozesses und bezieht sich auf den systematischen Prozess der Identifizierung von Gesundheitsproblemen oder potenziellen Risiken, die von Pflegefachkräften bewertet und behandelt werden müssen. Sie basiert auf umfassenden Beobachtungen, Bewertungen und der Analyse von Daten über den Gesundheitszustand des Patienten. Pflegediagnosen helfen dabei, individuelle Pflegeziele zu definieren und personalisierte Pflegepläne zu entwickeln, um die Gesundheit und das Wohlbefinden des Patienten zu verbessern.
Im Gegensatz zur medizinischen Diagnose, die sich auf die Identifizierung einer Krankheit oder eines Zustands konzentriert, betrachtet die Pflegediagnose die Reaktion des Patienten auf Gesundheitsprobleme. Sie bezieht sich auf Zustände, die von Pflegefachkräften beeinflusst werden können, um die Pflegebedürfnisse des Patienten zu ermitteln und geeignete Interventionen zu planen.
Der Prozess der Pflegediagnose umfasst mehrere Schritte:
1.Daten sammeln und beurteilen: Pflegefachkräfte sammeln umfassende Daten über den Patienten, einschließlich seiner Gesundheitsgeschichte, Symptome, Laborergebnisse, Vitalparameter und Verhaltensweisen. Diese Daten werden dann bewertet und analysiert, um den Gesundheitszustand des Patienten besser zu verstehen.
2.Diagnosebildung: Basierend auf den gesammelten Daten und der Beurteilung werden Pflegediagnosen identifiziert und formuliert. Pflegediagnosen werden nach einem standardisierten Prozess erstellt und können verschiedene Bereiche des Patientenlebens abdecken, einschließlich physischer, psychischer, sozialer oder spiritueller Aspekte.
3.Formulierung der Pflegediagnosen: Pflegediagnosen werden präzise und klar formuliert, um die spezifischen Probleme oder Risiken des Patienten zu beschreiben. Sie werden häufig unter Verwendung einer standardisierten Terminologie erstellt, wie z.B. der NANDA-I (North American Nursing Diagnosis Association International) Terminologie, die eine einheitliche Sprache für Pflegefachkräfte bereitstellt.
4.Priorisierung von Pflegediagnosen: Nachdem die Pflegediagnosen formuliert wurden, werden sie nach ihrer Dringlichkeit und Bedeutung priorisiert. Dies hilft dabei, die Pflegeprioritäten zu bestimmen und den Fokus auf die Probleme zu legen, die zuerst angegangen werden müssen.
5.Entwicklung von Pflegezielen und -interventionen: Basierend auf den identifizierten Pflegediagnosen werden Pflegeziele festgelegt und Pflegeinterventionen geplant. Diese Ziele und Interventionen sind darauf ausgerichtet, die Pflegediagnosen anzugehen und den Gesundheitszustand des Patienten zu verbessern.
Pflegediagnosen können vielfältig sein und verschiedene Aspekte des Patientenlebens abdecken. Einige Beispiele für Pflegediagnosen könnten sein: „Erhöhtes Sturzrisiko“, „Schlafmangel“, „Unzureichende Ernährung“, „Akutes Schmerzempfinden“ oder „Soziale Isolation“.
Die Bedeutung von Pflegediagnosen liegt darin, dass sie eine strukturierte Grundlage für die Pflegeplanung und -durchführung bieten. Sie ermöglichen es Pflegefachkräften, gezielte Interventionen zu entwickeln, um die spezifischen Bedürfnisse des Patienten zu erfüllen und die gewünschten Pflegeergebnisse zu erreichen.
Es ist wichtig anzumerken, dass Pflegediagnosen dynamisch sind und sich im Laufe der Zeit ändern können, abhängig vom Zustand des Patienten, den Reaktionen auf die Pflege und den eingeleiteten Interventionen. Die kontinuierliche Bewertung und Aktualisierung von Pflegediagnosen sind daher entscheidend, um sicherzustellen, dass die Pflegepläne den sich ändernden Bedürfnissen des Patienten entsprechen.